1927 bei Jungbuch (heute Mlade Bucky) im Riesengebirge geboren, wurde August Tham nach dem Zweiten Weltkrieg in den Kreis Göppingen vertrieben. Er fand
Beschäftigung beim Aufbau der Siedlungshäuser im Eislinger Vogelgarten und in Holzheim. Anschließend arbeitete er 35 Jahre als Maurer in der Elektroabteilung von Schachenmayr. Unendliche Kilometer
Kabelpritschen mussten verlegt werden, Mauerdurchbrüche erstellt und wieder verschlossen werden. Bei dieser Arbeit hatte er Zugang zum gesamten Betrieb.
Seine Eindrücke, Erlebnisse und Geschichten hielt er mit seiner Kamera fest, die er manchmal im Gipseimer versteckt dabeihatte. Zusätzlich wurde er gern angefragt,
um Bilder von Arbeitsjubiläen und anderen besonderen Anlässen anzufertigen. Auf diese Weise sind einmalige Einblicke in das industrielle Arbeitsumfeld entstanden, aber auch persönliche Momente
festgehalten worden. Als er 1988 im Zuge des Stellenabbaus die Kündigung erhielt, beschrieb August Tham dieses Ereignis und erweiterte seine Aufzeichnungen während der erzwungenen Arbeitslosigkeit zu
einem längeren Manuskript unter dem Titel »Die Schwarze Fahne«.
1955 gründeten engagierte Amateurfotografen den Fotoclub Eislingen e.V. – und August Tham war dabei. Schnell wurden seine Bilder bei Wettwerben erfolgreich und
weltweit in Ausstellungen gezeigt. Fast alle seiner Aufnahmen entstanden in der Alltagsumgebung; der Blick für den entscheidenden Moment, das treffende Detail machen sie zu Zeitzeugnissen. Über 20
Jahre stand er dem Fotoclub Eislingen vor und konnte in dieser Zeit viele Menschen für die Fotografie begeistern.
Zu vielen der Bilder entstanden kleine Texte, die in verschiedenen Zeitungen publiziert wurden. Ganze Seiten der IWZ, der illustrierten Beilage der NWZ, trugen
seine Handschrift. In längeren Texten setzte August Tham sich vor allem mit dem Krieg und der Vertreibung auseinander, allerdings nie aus einer revisionistischen Perspektive. Für seinen Beitrag »Mein
Kapitel Mühlberger« wurde er 1997 mit dem Josef-Mühlberger-Preis des Vereins der Freunde Josef Mühlbergers ausgezeichnet. Darin beschreibt Tham, wie er in Eislingen über die Fotografie den Kontakt zu
Mühlberger aufbauen konnte.
2019 starb August Tham im Pflegeheim in Salach – mit Blick auf die Gebäude der ehemaligen Kammgarnspinnerei Schachenmayr.